Page 124 - THE MARKET WHISPERER-Deutsch
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118 | Preise bewegen sich nur in drei Richtungen: nach oben, nach unten und zur Seite.
verändern. Die Zeiten, in denen unsere Eltern eine Aktie von z. B. IBM
kauften und diese auf Papier gedruckte Besitzurkunde (es gab eine Zeit,
in der der Aktienbesitzer eine schriftliche Urkunde über den Aktienbesitz
erhielt) unter ihr Kopfkissen legten und sorgenfrei schlafen gingen, sind
längst vorbei. Dabei haben wir noch gar nicht begonnen, uns mit den
Auswirkungen von Kriegen und Terroranschlägen zu beschäftigen...
Ich glaube, dass die langfristige Investition tot ist. Gestorben zusammen
mit derWelt der absoluten Kontrolle und der Fundamentaldatenanalyse-
Methode. Kurze Laufzeiten, dass ist es, worauf es heute ankommt.
Deshalb ist auch die technische Analyse derzeit die dominierende
Methode. Wir leben in einer Zeit, in der wir uns an die Veränderungen
des Marktes anpassen und risikoreichen, langfristigen Investitionen
gegenüber misstrauisch sein müssen. Der technische Trader, der Aktien
kauft, die sich dann leider in die falsche Richtung bewegen (ja, auch das
kann passieren), erkennt, dass er sich geirrt hat, verkauft sie wieder und
nimmt sich die nächste Aktie vor. Wenn ein fundamentaler Investor
eine Aktie kauft, hält er sie so lange, bis sich die Fundamentaldaten
erwiesenermaßen geändert haben. Solche Anleger glauben, dass der
tatsächlicheWert einer Aktie höher als der Marktwert ist und dass deshalb
ein fallender Kurs inWirklichkeit denWert ihres Aktienbesitzes erhöht.
Es ist in der Tat so, dass diese Methode bis vor nicht allzu langer Zeit
funktionierte. Erinnern Sie sich an das Platzen der Dotcom-Blase im
Jahr 2000? Seit diesem Zeitpunkt funktioniert diese Methode nicht mehr.
An diesem Punkt profitierten technische Trader von Leerverkäufen und
fundamentale Investoren legten eine Bauchlandung in einem Markt hin,
der sich bis heute nicht vollständig erholt hat. Es war die Gelegenheit
für Trader, jedoch nicht für Glücksspieler.
Wenn Sie noch nicht völlig überzeugt sind, lassen Sie mich Ihnen
eine andere Frage stellen: Wie sieht es aus, wenn man die Bilanz eines
Unternehmens mit derWirklichkeit abgleicht? Ältere Leser werden noch
den Fall Enron, einer der größten Energiekonzerne derWelt, in lebhafter
Erinnerung haben. Enron brach zusammen, als der CEO sich entschied,
eine„kreative“ Bilanz zu veröffentlichen und dafür Sorge trug, dass er sich
der Unterstützung seines Buchhalters gewiss sein konnte. Selbst wenn